„Klimakrise statt Klimawandel“, „Erdüberhitzung statt Erderwärmung“ – wie sprechen Sie darüber? Es sind scheinbar nur kleine Unterschiede in der Wortwahl, aber sie haben eine große Wirkung. Sprache beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen und wie wir handeln.
Doch welche Begriffe führen zu mehr Bewusstsein und Handlung? Und welche verharmlosen die dramatischen Entwicklungen unseres Planeten?
Warum „Klimawandel“ manchmal nicht reicht
Der Begriff „Klimawandel“ hat sich über Jahrzehnte eingebürgert. Doch Wandel an sich ist neutral – er kann gut oder schlecht sein. Genau diese Neutralität nimmt der Klimakrise ihre Dringlichkeit. „Wandel“ klingt fast natürlich, unvermeidlich und unaufhaltsam.
Der Begriff „Klimakrise“ hingegen signalisiert, dass es sich um eine bedrohliche, menschengemachte und akute Herausforderung handelt – eine Krise eben, die Handeln erfordert.
Diese sprachliche Präzisierung ist kein bloßer Aktivismus, sondern wird auch von führenden Wissenschaftler:innen unterstützt. So fordert etwa das renommierte „The Guardian“-Styleguide seit 2019 die Begriffe „climate emergency“, „climate crisis“ oder „climate breakdown“ statt „climate change“ zu verwenden, um der Realität gerecht zu werden.
Wärme oder Hitze? Die unterschätzte Wirkung positiv besetzter Begriffe
Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „Erderwärmung“. Wärme hat im Deutschen überwiegend positive Bedeutungen – von Gemütlichkeit bis Geborgenheit. Wenn wir aber über Extremwetter, Hitzetote oder das Abschmelzen der Polkappen sprechen, ist „Erhitzung“ oder sogar „Überhitzung“ deutlich treffender. Diese Begriffe schaffen ein realistischeres Bild der Bedrohung – sie machen klar: Das ist kein Wohlfühlklima, sondern ein lebensgefährlicher Zustand
Worte mit Wirkung – aber immer im richtigen Kontext
Diese Beispiele zeigen, dass es beim Klimadiskurs auch um sogenanntes „Framing“ geht – also um die Deutungsrahmen, in denen Fakten vermittelt werden. Wer also nur versucht, Klimafakten zu vermitteln, ohne auf Sprache und Deutungsrahmen zu achten, wird oft auf taube Ohren stoßen. Emotionen, Werte und Geschichten sind entscheidend – und beginnen bei der Wortwahl.
Es gibt keine universell richtige Wortwahl – vielmehr kommt es immer auf Kontext, Zielgruppe und Kommunikationsziel an.
In wissenschaftlichen und fachlichen Berichten bleibt „Klimawandel“ ein etablierter, neutraler und korrekter Begriff. In Redaktionen wie der Tageszeitung oder beim zweiten österreichischen AAR2-Bericht wird bewusst, je nach inhaltlicher Ausrichtung, zwischen Begriffen abgewogen. Andererseits gewinnen seit etwa 2019 in vielen Medien Dringlichkeitsbegriffe wie „Klimakrise“, „Klimanotstand“ oder „Erderhitzung“ zunehmend an Bedeutung, weil sie Gefahr und Handlungsbedarf deutlicher machen. Letztlich ist es entscheidend, dass Sprache Klarheit schafft, das Publikum erreicht und nicht verharmlost. Es geht also nicht um richtig oder falsch, sondern um bewusstes Wording, das zur Situation passt.
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Bitte keine Panik
Klimakommunikation darf und muss emotional sein, aber sie darf keine Panik verbreiten. Emotion ist immer ein wichtiger Treiber für unser Handeln. Studien zeigen, dass Menschen, die sich emotional betroffen fühlen, eher bereit sind, klimafreundlich zu handeln.
Neben einer Sprache, die deutlich macht, wie ernst die Lage ist, braucht es auch Begriffe die Mut machen und Lösungen aufzeigen.
Reden wir lieber von „Klimaschutz“ oder „vom Schutz unserer Lebensgrundlagen“ anstelle von „Verzicht“. Statt „Verbot“ passt oft besser „Transformation“.
Fazit: Worte können nicht nur Probleme benennen, sondern auch Perspektiven eröffnen
Die Klimakrise steht daher derzeit leider auch im Zusammenhang mit einer Kommunikationskrise. Wenn wir sie lösen wollen, müssen wir unsere Worte ändern. Denn nur wer versteht, was auf dem Spiel steht, wird handeln. Der bewusste Einsatz von Begriffen wie „Klimakrise“, „Erdüberhitzung“ oder „Klimagerechtigkeit“ kann helfen, das nötige Umdenken anzustoßen – in Medien, Politik, Bildung und im Alltag.
Klar ist: Die Balance zwischen Dringlichkeit und Hoffnung muss gewahrt bleiben.
