Eisbär oder Waldbrand?

Bilder sind ein wichtiges Instrument in der Klimakommunikation, da sie in der Berichterstattung Aufmerksamkeit erregen und Blicke auf sich ziehen. Bilder prägen sich ein.

Doch mit welchen Motiven erreichen wir Menschen in der Klimakommunikation wirklich? Ist es der berühmte Eisbär auf der Scholle? Ist es ein Waldbrand? Oder doch besser nüchterne Graphiken und Tabellen?

Wie können wir Bilder gezielt einsetzen, um Menschen zu informieren und auch nachhaltig zum Handeln zu animieren? 

1.     Eisbären gibt es in Österreich eh nicht

Der Eisbär auf der schmelzenden Eisscholle – ein bekanntes Bild der Klimakrise und ein bildhaftes Synonym für Klimawandel und Erderwärmung, das vor allem zu Beginn der Klimakommunikation gern verwendet wurde. Doch der Eisbär ist für viele Österreicher:innen weit weg und hat nichts mit ihrer österreichischen Lebensrealität zu tun. Das Bild vermittelt diesen Betrachter:innen den Eindruck: „Eisbären gibt’s bei uns eh nicht – der Klimawandel ist ein Problem der anderen!“.

Wir in Österreich spüren und erfahren die Folgen des Klimawandels jedoch auch, nur eben auf andere Art und Weise.

Zeigen Sie daher Bilder der Klimakrise in Österreich, welche Ihr Publikum direkt betreffen. Fotos von schmelzenden Gletschern in den Alpen, von Skipisten im Jänner, welche braun statt weiß sind, oder von Feldern, die nach einer Hitzewelle verdorrt sind. Diese erzählen uns eine unmittelbare Geschichte und lösen daher stärkere Emotionen aus.

Dadurch wird die Botschaft vermittelt: „Wir sind alle betroffen!“ – im Gegensatz zu „Das geht uns nichts an!“.

2.     Keine Panik: Wecken Sie Emotionen, ohne zu lähmen

Katastrophenbilder von Hitzewellen, Dürren, Überflutungen oder Waldbränden erhalten viel Aufmerksamkeit, weil sie starke Emotionen hervorrufen. Doch darin liegt auch eine Gefahr. Wer nur negative Bilder sieht, kann schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht empfinden. Der Gedanke: „Alles ist schon zu spät und ich kann nichts mehr ändern“, führt nicht zu Tatkräftigkeit, sondern zu Rückzug und Verdrängung. 

Aus diesem Grund ist es entscheidend, auch Lösungen aufzuzeigen. Mit einer klugen Bildauswahl können Sie Menschen inspirieren und motivieren, selbst tätig zu werden. Ein Bild der örtlichen Feuerwehr, wie sie beispielsweise bei einem Hochwasser mit einer Zille durch die überflutete Gemeinde fährt oder Sandsäcke für einen Wasserdamm aufschichtet oder gerade einen Waldbrand bekämpft, zeigt die drastischen Folgen des Klimawandels unmittelbar – gleichzeitig aber auch wie Menschen vor Ort konkret dagegen kämpfen. Anderes Beispiel: Ein Bild von Freiwilligen, wie sie in einem viel betonierten Stadtteil Bäume pflanzen, wirkt motivierend; während es gleichzeitig das existierende Problem der Versiegelung und Überhitzung aufzeigt.

Beispiele aus der medialen Berichterstattung über:

Hochwasser

Waldbrände

starke Niederschläge

3.     Der Klimawandel betrifft uns alle – hier und jetzt

Mittlerweile kämpfen Menschen rund um den Globus mit den Folgen des Klimawandels. Auch hier und jetzt in Österreich. Um diese Dringlichkeit Ihrem Publikum deutlich zu machen, ist es wichtig, authentische Bilder von realen Personen anstelle von Symbolbilder zu verwenden.

Noch ein Tipp: Zeigen Sie Menschen, so wie sie sind und wie sie handeln anstatt gestellter Aufnahmen. Fotos sind besonders wirkungsvoll, wenn sie sich auf wenige Personen fokussieren. Der:die Betrachter:in kann so die Emotionen der Handelnden nachempfinden und in der gezeigten Situation mitfühlen.

4.     Gemeinsam handeln heißt: Ich fange an

Bilder kommunizieren nicht nur Folgen, sondern auch Ursachen. Doch damit muss man besonders bedacht vorgehen. Zeigt ein Bild beispielweise nur eine Autofahrerin oder einen Passanten mit Plastiksackerl als Symbol für die Umweltbelastung, können sich Menschen schnell persönlich angegriffen fühlen und entwickeln so eine Abwehrhaltung.

Aus diesem Grund sollten Sie die Ursache im Kollektiv darstellen. Anstatt ein einzelnes Individuum zu zeigen, kann zum Beispiel ein Stau oder eine durch Smog belastete Stadt abgebildet werden. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig hervorzuheben, dass jede und jeder seinen eigenen Beitrag dazu leisten kann, das kollektive Problem zu lösen.

5.     Wer ist Ihr Publikum?

Ein und dasselbe Bild kann bei unterschiedlichen Menschen verschiedenste Emotionen auslösen.

Bevor Sie ein Foto für Ihre Klimakommunikation auswählen, seien Sie sich im Klaren, wer dieses zu sehen bekommt und welches Wissen Ihr Publikum zu dem Thema hat. Bevor sie die finale Auswahl eines Bildes treffen, lassen Sie also eventuell noch eine neutrale Person einen Blick darauf werfen. Erkennt sie vielleicht etwas ganz anderes auf der Abbildung? Seien Sie sich jedenfalls der Wirkung Ihrer ausgewählten Motive bewusst.

6.     Proteste zeigen, aber wie?

Klimakleber und protestierende „typische Klimaschützer“ – gehen Sie achtsam mit Bildern von Protesten um. Diese Bilder können sehr politisierend wirken und vielleicht sogar negative Gefühle wie Abwehr auslösen.

Da möglichst viele Menschen erreicht werden sollen und vor allem Menschen, welche sich noch nicht besonders viel mit dem Thema beschäftigen, sollten Sie vorsichtig und bewusst mit Bildern von Protesten umgehen. Sie können eine gute Wirkung haben, jedoch nur im richtigen Kontext und gezielt eingesetzt.

7.     Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf

Immer die gleichen Motive zu sehen, stumpft die Menschen ab. Sie verlieren das Interesse, sich damit zu beschäftigen. Um die Aufmerksamkeit Ihres Publikums zu bekommen, eignen sich besonders neue Motive und Grafiken, welche die Menschen zum Denken anregen.
Also lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf. So können Sie beispielsweise kleine Alltagsmomente zeigen – etwa ein Kind, das gemeinsam mit seinen Großeltern im Garten pflanzt. Solche Bilder wecken Emotionen und vermitteln Hoffnung. Besonders eindrücklich sind auch Drohnen- oder Luftaufnahmen, die einen relevanten Ort früher im Vergleich zu heute zeigen. Zu sehen wo es früher mal grün war und heute nur noch Beton und Autos dominieren, zeichnet ein starkes Bild, welches in den Köpfen bleibt.

Um weitere Inspirationen zu finden, empfehlen wir u.a. die Website https://www.climatevisuals.org/evidence/. Dort finden sie auch genauere Information um spezifische Bilder und deren Aussagekraft und Wirkung zu verstehen.

Links:

https://climateoutreach.org/download/18434/?tmstv=1753257766

https://ccca.ac.at/news/weg-vom-eisbaeren-neue-bildsprache-zu-klimaschutz

https://www.klimajournalismus.at/visualisierung-der-klimakrise/


Fazit: Bilder sagen mehr als tausend Worte und wenn Sie obige Tipps beherzigen, kommt Ihre Botschaft auch nachhaltig an.

Klimatipps Bilder in der Kommunikation